Grazer Canyon - Graz Center of Physics

Bauherr: BIG - Bundesimmobiliengesellschaft

Ort: Graz


Zeitraum: 2021 - 2021

Leistungen: Planung

 

PROJEKTDATEN:

ARGE Kaufmann Haas & Partner ZT KG + Kleboth & Dollnig ZT GmbH

Partner in charge: Mathias Haas
Team: Andreas Kastenhuber, Johann Schmid, Simon Forkl

 Team K&D: Andreas Kleboth, Gerhard Dollnig, Stefan Milenkovic

Nutzfläche: 23.359m2
BRI gesamt: 205.365m3


Wettbewerb: 06-08/2021


Freiraumplanung: Carla Lo Landschaftsarchitektur, Wien

Statik: Zorn & Nowy ZT GmbH, Wien

TGA: Fuchs & Partner GmbH, St. Pantaleon

 

Graphiken: ARGE KHSA + K&D

Schaubilder: OLN – Office Le Nomade, Wien

Modell: Josef Andraschko
Text: Andreas Kleboth, Mathias Haas

 

Der Entwurf für das Graz Center of Physics will den Stadtraum und den Universitätscampus umfassend aufwerten: durch eine bewusste stadträumliche Fassung und vielfältigen Angebote zur Belebung der öffentlichen Räume, durch eine vielfältige Interaktion von Innen- und Außenräumen mit Ein- und Durchblicken, durch eine sympathische Anmutung der Fassaden, Materialien, Außenräume und Bepflanzung, durch einen umfassende Verbesserung des Mikroklimas sowie durch eine zugleich zeichenhafte und wie maßstäbliche Architektur.

Wir schlagen vor, etwas weiter in die Höhe zu bauen und im Gegenzug dem Stadtraum mehr Großzügigkeit, mehr Platz, mehr Grün, mehr Durchlässigkeit, mehr Leichtigkeit zu verleihen.

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Welt

Typologie

Status

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Mehrwert für den Universitätscampus

Vergrößerung Brunnenplatz

Die Baumassenverteilung verbindet den jetzt etwas versteckt liegenden Brunnenplatz mit den großzügigen Grünflächen des Campus. Der Nordtrakt nimmt die westliche Begrenzung des jetzigen Brunnenplatzes auf und vergrößert diesen somit nach Süden. Auf diese Weise wird dieser nicht nur erweitert, sondern erhält durch die erhöhte Sichtbarkeit und selbstverständliche Zugänglichkeit eine neue Bedeutung. Im Eingangsbereich des GCP verschränkt sich der Brunnenplatz nun mit den bestehenden Grün- und Freiräumen des Campus.

Öffentlicher Campusbalkon

Darüber hinaus breitet sich der Campus räumlich und atmosphärisch auch in den Bauplatz des GCP aus: Über eine breite Treppe gelangen die Universitätsangehörigen auf den Campusbalkon, einem überdachten Treffpunkt, Kommunikations- und Lernraum. Die begrünten Canyons und die die porösen Sockel erweitern das Raumgefühl des Campus.

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Naturnaher Canyon

Der Canyon ist ein ca. 10m unter dem Straßenniveau liegender, kreuzförmiger kühler, Sumpfgarten, die nicht betretbare Mitte des Centers. Der Canyon dient zur natürlichen Belichtung, Belüftung, Befeuchtung und Kühlung der zum Innenhof angeordneten Räume. Teile des Canyons sind ein Sumpf, mit zehn Zentimeter tiefem Wasser, in dem Pflanzen wie Sumpfsegge, Flatterbinse und Blutweiderich angepflanzt werden. Diese spezielle Flora bringt ein bisschen Natur zurück in die Stadt, vermindert Lärm, erhöht die Luftfeuchtigkeit, reduziert die Temperatur, wirkt damit wie eine natürliche Klimaanlage auch für die oberen Geschoße. Auch vom Stadtraum ist der Canyon an vier Seiten über Balkone unmittelbar erlebbar.

Energetische Innovationen

Durch die Gestaltung der Baumasse, durch eine dichte Bepflanzung der schattigen Canyons und intensiv begrünte Dächer, durch eine optimierte Wärmedämmung, großzügige, großteils manuell öffenbare Fenster sowie automatisch gesteuerte außenliegende Sonnenschutzelemente wird der Energiebedarf für das Gebäude minimiert. Zusätzlich wird die Gebäudehülle zur Energiegewinnung genutzt. Die ost-, süd- und westorientierten Fassaden in den nicht beschatteten Bereichen sowie die Dachflächen werden mit PV-Modulen versehen, um so viel Energie wie möglich für den Eigenbedarf zu produzieren. Bei der Fassade werden zu diesem Zwecke in der vorgesetzten hinterlüfteten Glasfassade unterschiedlich dicht besetzt bronze eingefärbte PV-Module integriert.

 

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Mehrwert für den öffentlichen Raum

Poröser Sockel

Das GCP ist in den unteren Geschoßen sehr durchlässig gestaltet, Einschnitte, kleinteilige Baumassen, Kerben, mehrgeschossige Öffnungen gewähren Blicke quer und längs durch die gesamte Baukörpertiefe. Diese Gebäudeöffnungen sind außerdem großzügig begrünt und verleihen damit dem öffentlichen Raum einen einzigartigen Flair. Zusätzlich gewähreistet diese durchgrünte Porosität eine optimale Durchlüftung des Stadtraums.

Zahlreiche Eingänge

Das GCP erreicht man nicht nur über die Haupteingänge am Campus, sondern auch über weitere Eingänge in der Attemsgasse, der Goethestraße und der Harrachgasse. Das erlaubt nicht nur kurze Wege zum Arbeitsplatz und zu den Hörsälen, sondern verteilt die Ankommenden auf mehrere Zugänge und belebt so zudem den gesamten öffentlichen Raum.

Präzise Raumfassung

Die Baumasse gliedert sich in einen kleinteiligen, multifunktionalen Sockel, der alle Funktionen mit hoher Öffentlichkeit (Hörsäle, Seminarräume, Lernbereiche) beinhaltet und den öffentlichen Raum präzise fasst, einen orthogonalen ‚Wolkenbügel‘, in dem die Bereiche mit geringerer Öffentlichkeit und hoher Sicherheitsanforderung (Labors, Büros) situiert sind und der sich in den Straßenräumen zurücknimmt und im Campus ein deutliches Zeichen setzt, und einer Labor-‚Unterwelt‘ für großflächigen Sonderlabors und den Gebäudetechnikräumen mit einem magischen Canyon.

Begrünter, kleinteiliger Sockel

Die kleinteiligen zwei- bis dreigeschossigen Sockelgebäude referenzieren in ihrer Maßstäblichkeit die umgebenden Stadthäuser. In drei Obergeschossen sowie im ersten Untergeschoße befinden sich die Hörsäle, die Seminar- und Lernbereiche. Diese hochfrequentierten Funktionsbereiche sind optimal vom Campus aus und über Zugänge in der Attemsgasse und der Harrachgasse erreichbar. Die Entfluchtung erfolgt ebenerdig, über die Treppentürme, über die Freibereiche. Die Dächer der Sockel dienen auch als Pausen- und Freibereiche für die darüberliegenden Funktionseinheiten, sind intensiv begrünt und in erhöhten Trögen werden schattenspendende Bäume gepflanzt. Diese Vegetation beschattet teilweise die Fassade, kühlt durch Verdunstung, erhöht die Luftfeuchtigkeit, reduziert die Staub- und Lärmbelastung; diese stark begrünten Flächen verbessern das Mikroklima und reduzieren die Gebäudeaufheizung, bieten auf kurzem Weg erreichbare Freibereiche und verbessern das Wohlbefinden der hier Arbeitenden.

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Mehrwert Nachhaltigkeit

Adaptierbarer ‚Wolkenbügel‘

Der ‚Wolkenbügel‘ ist stringent orthogonal gestaltet. An den Fassaden und den Innenwänden befindet sich das mehrgeschossige Tragwerk, alle Zwischenwände sind nichttragend und können optimal an die Anforderungen der Nutzung angepasst werden. Das gewährleistet eine sehr hohe Flexibilität und sichert über die Lebensdauer des Gebäudes eine einfache Adaptierbarkeit für jedwede Nutzungsanforderungen. In der Mittelzone sind rund um mehrgeschossige Atrien Kommunikationszonen und Pausenbereich situiert.

Energiefassade

Die gesamte Fassade ist mit einer hinterlüfteten Glashaut verkleidet. Die Büro- und Laborräume im ‚Wolkenbügel‘ verfügen über manuell öffenbare Fenster und außenliegenden Sonnenschutz. Die Fenster von Allgemein- und Erschließungsräumen, Hörsälen und Seminarräumen sind zusammen mit der vorgesetzten Glasfassade als ‚Kastenfenster‘ ausgebildet; in diesen Kastenfenstern sind automatisch in Abhängigkeit von der Sonneneinstrahlung, der Tageszeit und der Außentemperatur gesteuerte Sonnenschutzjalousien montiert.