Hospizhaus Tirol

Bauherr: Tiroler Hospiz Gemeinschaft

Ort: Hall in Tirol


Zeitraum: 2015 - 2015

Leistungen: Planung

PROJEKTDATEN:

Partner in charge: Mathias Haas
Team: Andreas Kastenhuber

Nutzfläche: 3.612 m2

Planungsphase: 02-03/2015

Bilder: Kaufmann & Partner
Text: Mathias Haas
 

Das städtebauliche Konzept sieht einen 3-flügeligen Baukörper vor, welcher eine Art Gelenk inmitten einer sehr heterogenen Bebauungsstruktur bildet. Im Westen bezieht sich die Gebäudeform auf die Außenkanten des markanten Neubaus der Schule, im Süden und Osten wird ebenso auf die bestehenden Bauten Bezug genommen. Alles in allem handelt es sich aber um eine stark autonome, nicht gerichtete und selbstbewusst in sich ruhende Gebäudeform, welche sich aus der logischen Konsequenz der inneren funktionalen Zusammenhänge, dem Einbezug von ganz bestimmten Blickwinkeln, sowie dem Schaffen von attraktiven Außenräumen mit differenzierten Qualitäten heraus entwickelt.

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Typologie

Funktion

Status

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Städtebau - Konzept - Architektur

Im Südosten mündet die Zufahrt in einen angemessenen Vorplatz mit den erforderlichen Stellplätzen für Krankentransporte und Anlieferung. Im Südwesten befindet sich eine ebenerdig erreichbare, offen gestaltete Gartenanlage. Hierhin orientiert sich die Terrasse der allgemeinen Cafeteria, sowie der Aufenthaltsbereich der Tageshospiz.

Im Norden rückt der Baukörper mit einem Schwung von der vorgegebenen Bebauungsgrenzlinie ab und erweitert somit den bestehenden Park zum Nachbargrundstück der Psychiatrie des LKH. Hier entsteht ein geschützter, sehr intimer Außenbereich – der Hospizgarten - welcher über ein mit Betten befahrbares Wegenetz samt Verweilplätzen zwischen den Bäumen, zu einem Aufenthalt im Freien animiert. Über eine Rampe im Westen des Baukörpers hat man auch im ersten Obergeschoß (Hospiz-und Palliativstation) die Möglichkeit die Gartenebene ohne Benutzung der Aufzugsanlage zu erreichen.

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Räumlicher Mehrwert

Wesentlicher Entwurfsgedanke ist es, räumlichen Mehrwert abseits von funktionalen und bautechnischen Zusammenhängen, für die Patienten und deren Angehörige zu schaffen. Es sollen räumliche Angebote entstehen, welche die Umstände ausblenden und Elementares in den Mittelpunkt rücken: 

Skyframe: Im Zentrum der Hospiz/Palliativstation befindet sich ein runder Lichthof. Dieser ist vom 1. Obergeschoß begeh-/befahrbar. Im Dachgeschoß, als geschlossener (Außen-)Luftraum (Void) ausgebildet, entsteht - den Blick nach oben gerichtet - ein gerahmtes Bild vom Himmel, der von hier aus in all seinen Facetten unter Einfluss verschiedenster Lichtstimmungen einzigartig wahrgenommen wird.

Periskop: Im Westen des 1. Obergeschoßes, der allgemeinen Aufenthaltszone vorgelagert, ist eine fünfseitig geschlossene, tiefgestreckte Loggia situiert. Hier richtet sich der Fokus auf die Tiroler Nordkette. Der Blick in die Ferne wird räumlich gerahmt. 

Panorama: Die Loggia des südlichen Aufenthaltsbereichs des 1.Obergeschoßes ist so ausgerichtet, dass sie einen ungestörten weitgefassten Ausblick in Richtung Tuxer Alpen ermöglicht.

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Funktionen - Zimmer

Der zweigeschossige Baukörper mit zurückgesetztem Dachgeschoß entspricht dem Anspruch hoher Kompaktheit (und damit hoher Wirtschaftlichkeit) bei gleichzeitig größtmöglicher räumlicher Qualität und Vielfalt.

Organisatorisch befinden sich in der Eingangsebene neben Allgemeinen Nutzungen im Südflügel, wie das mit dem Foyer erweiterbare Cafe, oder der Empfangsbereich, die Räumlichkeiten der Tageshospiz im Westen, und die Büroräume des mobilen Palliativteams, sowie Personalräume der TH im Osten. Im ersten Obergeschoß befindet sich die Hospiz- und Palliativstation mit 15 Zimmern und großzügigen differenzierten Aufenthaltsbereichen. Die zentrale Anordnung von Stützpunkt und Empfangssekretariat ermöglicht kurze Wege für Personal und Patienten.

Sämtliche Zimmer sind rollstuhlgerecht bzw. entsprechend B1600 / B1601konzipiert.

Im Eingangsbereich steht eine offene Garderobe mit Spiegel sowie anschließender Schrank- und Schreibtischzeile zur Verfügung. Das Bett kann optional gestellt werden. Des Weiteren finden eine Couch für Angehörige und Eigenmöbel Platz. Die Zimmer öffnen sich stirnseitig mittels großflächiger Verglasung zum Außenraum (mit dem Bett befahrbare Loggien). Neben diesen befindet sich im Innenraum jeweils eine Nische mit Tisch und Sitzgelegenheit.

Die Sanitärzelle ist mit bodenbündigem Duschbereich ausgestattet, die Abtrennung zum Eingangsbereich erfolgt mittels Schiebetür. Fußbodenheizung, außenliegender Sonnenschutz (Jalousien elektrisch – zusätzlich zum konstruktiven Sonnenschutz der Loggien) und öffenbare Fensterflügel ermöglichen ein hohes Maß an individueller Behaglichkeit.

Nischen beim Zimmereingang strukturieren die Flurwand und Gangzone. Farblich differenziert können diese Nischen zur Verbesserung der Orientierung wirken.