MedCampus Linz

Bauherr: Kepler Universitätsklinikum GmbH

Ort: Linz


Zeitraum: 2015 - 2015

Leistungen: Planung

PROJEKTDATEN:

ARGE Kaufmann & Partner Architekten und Kleboth Lindinger Dollnig (KLD) Architekten

Partner in charge: Mathias Haas
Team: Andreas Kastenhuber, Andreas Justl, Daniela Moosbauer
Team KLD: Andreas Kleboth, Gerhard Dollnig, Erika Brunnermaier, Kinga Walczak

Nutzfläche (ohne TG): 15.371m2
BGF gesamt: 26.839m2
BRI gesamt: 108.082m3

Planungsphase: 06-09/2015

Außenrenderings: sonaar
Text: Andreas Kleboth
 

Ein Ensemble aus vier eigenständigen Baukörpern bildet den neuen Medizincampus der Johannes Kepler Universität Linz. Unter einem einheitlichen Fassadenkleid stecken ganz unterschiedliche Bautypologien, die den Anforderungen ihrer Nutzungen optimal gerecht werden. Die modulare Konzeption erlaubt Flexibilität in Errichtung und langfristen Betrieb und stellt wie bisher eine kleinteilige Durchwegung des Bauplatzes und optimale Zugänglichkeit sicher.
 

01

Welt

Typologie

Status

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Landmark Universitätsplatz

Der große, überdachte Eingangsbereich – Universitätsplatz – ist  das stadträumliche Erkennungsmerkmal der neuen Linzer Medizinfakultät. 

Hier kreuzen sich wie selbstverständlich die Wege von Ost nach West und von Nord nach Süd. Der Platz wird so während allen Jahreszeiten zum selbstverständlichen Meetingpoint der Studierenden und Lehrenden. Vor Niederschlägen ebenso geschützt wie vor der Sonne befinden sich hier Sitzbänke sowie die Terrasse des Cafés. 

03

3-dimensionaler Access Space

Alle 4 Gebäude des Ensembles plus die mögliche Erweiterung im Westen werden über einen gemeinsamen, dreidimensional verlaufenden Weg erschlossen. Dieser Erschließungsraum stellt eine Schnittstelle aus horizontaler und vertikaler Erschließung dar, bietet selbsterklärende Übersichtlichkeit durch abwechslungsreiche Lufträume und logische geradlinige Wegführung.

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Häuser an der Straße

Die Medizin-Universität präsentiert sich im Stadtraum als ein 4-teiliges Haus-Ensemble, dessen Masstäblichkeit städtischen Häusern entspricht. Die unterschiedliche Höhe und Breite der Fassaden rhythmisieren die Krankenhausstraße und binden diese ganz selbstverständlich in den städtischen Kontext ein.

Durch die Lage an der Straße kann der Krankenhauspark erhalten und als kompakte Grünfläche räumlich klar gerahmt werden.

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Ereichbarkeit

Das bestehende, feingliedrige Wegenetz auf dem Bauplatz bleibt erhalten. So kann das Gebäude vielfältig umrundet und gequert werden. An der Krankenhausstraße werden die Gehwege zu einer breiten Promenade zusammengefasst, mit der bestehenden Baumreihe in der Mitte. 

Die Trapezform des Seminargebäudes nimmt die Wege des Parks auf und stellt somit weiterhin einen direkten, ungehinderten Zugang zum Krankenhauspark sicher.

Die Universität selbst ist von allen Richtungen aus ideal erreichbar und zugänglich. Die neu situierte Tiefgarageneinfahrt befindet sich im Westen, ein separater, gut erreichbarer, ebenerdiger Ladehof zur Ver- und Entsorgung im Osten. 

Die Fahrräder können dezentral und kompakt situiert an allen Eingängen abgestellt werden. 

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Modulare Baukörper

Der Entwurf für die Kepler Medizinuniversität sieht 4 getrennte Baukörper vor. Jeder Bau beherbergt spezifische Nutzungen: die Bibliothek, den Empfang und die Seminarräume, die Büros und Labors, die spezielle Lehre.

Durch diese modulare Anordnung kann jedes Gebäude auf seine Ansprüche und Anforderungen optimiert entworfen, errichtet und betrieben werden. So besitzt jeder Bau eine maßgeschneiderte Baustruktur, die je nach Nutzung über unterschiedliche Raumhöhen und -tiefen, optimierte Haus- und Elektrotechnik,  angepasste Erschließungs- und Fluchtwege etc. verfügt. Das statische System ist für den jeweiligen Verwendungszweck angepasst.

Das Splitten in vier Gebäude bringt auch in der langjährigen, nachhaltigen Nutzung entscheidenden Vorteile: So kann jeder Bauteil für sich und unabhängig erweitert, aufgestockt, umgebaut oder sogar - langfristig betrachtet - ersetzt werden.

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Eingangs- und Seminargebäude

Der ‚spektakulärste ‘ Bauteil des Ensembles empfängt die BenutzerInnen mit einladender Geste. Man betritt die Universität über den großen überdachten Universitätsplatz.

Vis á vis vom Eingang befinden sich alle wesentlichen Servicebereiche, der Portier mit den zugehörigen Räumen und das Café.

Rund um den räumlich differenzierten Luftraum sind spiralförmig Hörsäle, Seminar-und Skillcenterräume angeordnet. Das zentrale Atrium ermöglicht mit seinen Galerien selbstverständliche Blickbeziehungen  über die Geschosse hinweg und bietet einfache Orientierung und gute Übersichtlichkeit.

Eine große Lernterrasse im 3. Obergeschoß bietet ein interessantes zusätzliches Freiraumangebot für Meetings und Kleingruppen.

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Bibliotheksgebäude

Am westlichen Ende des Erschließungsraums mit direktem Blick auf den Krankenhauspark situiert vermittelt die Bibliothek die gewünschte Ruhe. 

Über einen gemeinsamen Luftraum sind die einzelnen Funktionen in Form eines Splitlevels organisiert. So entsteht ein fließendes, sympathisches Raumkontinuum, das im ersten Obergeschoß optimal an den Access Space angedockt ist.

 Im Erdgeschoß und ersten Obergeschoß befindet sich die Verwaltung.

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Labor- und Bürogebäude

Im Erd- und ersten Obergeschoß liegen die großen Hörsäle, die sich zu dem zweigeschossigen Veranstaltungsraum / Foyer und zum Universitätsplatz hin erweitern lassen. 

Die Büro- und Laborbereiche sind in zwei getrennten Bauteilen untergebracht und trotzdem in unmittelbarer räumlicher Nähe zueinander. Beide Raumteile sind hinsichtlich ihrer Raumtiefe für die jeweiligen Nutzungen optimiert und verfügen über kompakte Erschließungsbereiche. Die nichttragenden Zwischenwandelemente erlauben eine rasche, unkomplizierte Anpassung der Raumteilung an geänderte Bedürfnisse.

Das ZMF in den obersten beiden Geschoßen verfügt über kleine Patios. 

Eine Zonierung entsprechend dem Sicherheitskonzept ist sichergestellt.

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Fassadenkleid

Das gesamte Ensemble wird entlang der Straße in ein ‚leichtes Faltenkleid‘ gehüllt.  Diese vorgehängte keramische Schicht verleiht den Baumassen eine Leichtigkeit und dient gleichzeitig als Fassaden- und Sonnenschutz.

In den Zwischenräumen der Baukörper sind die Fassaden begrünt. Dieses ‚Pflanzenkleid‘ spendet Schatten und Feuchtigkeit und kühlt gleichzeitig auf natürlichen Weise die dahinterliegenden Räume.

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Tiefgarage und Statik

Die bestehende Garage wird erweitert, die Tiefgarageneinfahrt nach Westen verlegt und in das Gebäude integriert. Die neuen Aufzüge werden bis in die Garage verlängert. Der zentrale Aufgang mündet direkt im Bereich des Portiers beim Empfang.

Eine auf 80cm verstärkte Decke schafft wo notwendig den Lastausgleich zwischen dem statischen System der Bestandsgarage und den neuen aufgehenden Bauwerken. Nur bei speziellen Punktlasten z.B. im Bereich der Auskragung wird eine Verstärkung des bestehenden statischen Systems durch zusätzliche Stützen notwendig. 

Die Stützen und Decken der vier Gebäude werden in Ortbetonbauweise errichtet. Standardmäßig sind die Decken 25 bis 35 cm dick, im Bereich der großen Hörsäle nimmt eine auf 60cm verstärkte vorgespannte Ortbetonkonstruktion die Vertikallasten der darüber liegenden Geschoße auf. 

Die große Auskragung des Seminargebäudes macht eine Sonderkonstruktion notwendig. Geschoßhohe Stahlfachwerkträger werden diagonal von der obersten Geschoßdecke abgehängt. Überzüge und Querträger steifen das Gebäude in Querrichtung aus. In Verbindung mit vorgespannten Betondecken wird so der stützenfreie Universitätsplatz möglich.

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Brandschutz und Fluchtwege

Sämtliche Bereiche des Gebäudes verfügen entsprechend der Anforderungen über zwei getrennte Fluchtwegmöglichkeiten (getrennte Fluchttreppen bzw. zweiter Fluchtweg in anderen Brandabschnitt).

Die Fluchttreppen entleeren im Erdgeschoß direkt ins Freie, die maximale Fluchtweglänge wird nicht überschritten.

Die Fluchttreppen erlauben offene, transparente Erschließungen mit Lufträumen und Galerien.

Das Objekt wird mit einer Brandmeldeanlage im Vollschutz sowie einer Sprinkleranlage (Sprühnebelanlage) ausgestattet. Die Sprinkleranlage erlaubt eine der Funktion angemessene Ausbildung der Brandabschnittsgrößen, speziell im Bereich offenen Atriums des Zentralgebäudes bzw. im Zusammenhang mit der gebäudeverbindenden Erschließungsachse. Aus wirtschaftlichen Gründen kann der Sprinklerschutz im Lehrstuhl- / Laborgebäude bzw. im Gebäude der Speziellen Lehre entfallen, hier wird die maximale Brandabschnittsgröße von 1.600m² bei entsprechender geschossweiser Brandabschnittbildung nicht überschritten. 

Die Konzeption des Objektes in Form von 4 „Einzelgebäuden“ ermöglicht zudem im Brandfall einen optimierten Angriff der Einsatzkräfte. 

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Haustechnikkonzept / IT

Die TGA-Ausführungen orientieren sich an den Planungs- und Ausstattungsstandards der Auslobungsunterlagen. Die zentralen sind im Erdgeschoss bzw. am Dach der Logik der Gebäudekonzeption folgend dezentral angeordnet. 

Die datentechnische Anbindung des Gebäudes erfolgt redundant über zwei getrennte Gebäudeeinführungen, über getrennte Trassen und Wegeführungen, brandabschnittsmäßig zugeordnet und elektrotechnisch abgesichert. Der Serverraum wird mittels redundanten Kühlgeräten gekühlt. (In den einzelnen Ebenen werden je Brandabschnitt, analog zur elektrotechnischen Installation EDV-Verteiler geplant.

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Gebäudeautomation, GLT/MSR

Hier werden alle Parameter zusammengeführt und lassen sich damit alle Anlagen energetisch optimieren,  aber auch durch nutzerorientierte Installation den aktuellen gewünschten Erfordernissen anpassen (z. B. Außenbeschattung, Lichtregelung, Sonnenschutz durch Nutzer anpassbar. Die Rückführung in den automatisierten Zustand erfolgt Zeitabhängig und einstellbar.

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Lüftungsanlagen und Trafo

Die Anwendung der ÖN H 6020 und die Klassifizierung der Labore erfolgt lt. o. a.  Ausstattungsstandards. Die Anlagen wurden den einzelnen Nutzerbereichen zugeordnet, sodass eine bedarfsorientierte Betriebsführung möglich ist, die Luftwechselraten werden so an die Nutzungszeiten angepasst. Die Versorgung der nuklearmedizinisch genutzten Räume kann ohne hohen installationstechnischen Aufwand angepasst und auch zukünftig angeglichen werden.

Zulufteinbringung von unten bodennahe und Abluft in Deckennähe.  Durch die Wärmerückgewinnungen der einzelnen Anlagen werden die Abwärmen der Nutzer und der verwendeten Geräte genutzt und reduzieren den Energieaufwand. Auf dem Dach des Zentralgebäudes wird eine PV-Anlage installiert, mit Anzeige der erzeugten Leistungen im Bereich des Haupteinganges.

Optional ist eine Brunnenanlage zur Unterstützung der Raumkühlung eingeplant. Unter Anwendung der Minimal (lt. Auslobungsunterlagen vorhandenen Ressourcen) können damit die Kühlleistungen abgedeckt werden, die einen dauerhaften Bedarf und hohe Gleichzeitigkeit der Kühlung aufweisen (z. B. Serverkühlung). Damit ermöglicht man auch eine energieeffiziente Free-Cooling-Nutzung der Aggregate unter geringstmöglichem Energieeinsatz.  

Die vorhandenen Trafoboxen werden beschrieben genutzt und im AKH BT D untergebracht. Für die unterbrechungsfreie Stromversorgung wird ein rotierendes Netzersatzaggregat geplant.