Bauherr: Energie AG
Ort: Linz
Zeitraum: 2004 - 2008
Leistungen: Planung , Baumanagement
PROJEKTDATEN:
Entwurf Baukörper: Weber + Hofer AG, Zürich
Lichtkunst Fassade: Norbert Pfaffenbichler, Lotte Schreiber
Fotos: Dietmar Tollerian, Kaufmann | Partner
Text: Norbert Tomasi
Auszeichnungen
- DNGB Zertifikat in PLATIN
- Prime Property Award - Shortlist 2010
- Green Good Design 2010
- Emilio Ambaz Award 2010 - Project of the Year
- Austriam FM Awards - ATGA Facility Preis 2010
Autarkes Bürokraftwerk
Der Power Tower der Energie AG.
Im Rahmen eines Architekturwettbewerbs wurde ein Konzept von der Weber + Hofer AG für die Zentrale der Energie AG entwickelt, das in seiner Umsetzung von Kaufmann|Partner neue Maßstäbe in der Einbindung von erneuerbaren Energieformen setzt.
Städtebauliche Situation
Das Projekt zeichnet sich aus städtebaulicher Sicht durch einen klar strukturierten Hochbau aus, der den Beginn des Bahnhofsviertels akzentuiert und gemeinsam mit dem Landesdienstleistungszentrum eine schlüssige Torsituation zum Bahnhofsbereich bildet. Das schlanke 70 Meter hohe Gebäude mit einer zweistöckigen Randverbauung gliedert sich optimal in die unmittelbare Umgebung ein und in das umliegende Straßennetz ein.
Die Architektur und Gebäudetechnik
Der Power Tower ist nicht nur ein wichtiger städtebaulicher Akzent, sondern auch ein Pilotprojekt für die konsequente Umsetzung von Energieeffizienz und -nachhaltigkeit. Er ist das weltweit erste Bürohochhaus mit Passivhauscharakter, in dem 600 Menschen ihren Arbeitsplatz finden sollen. Fast der gesamte Energiebedarf wird mit erneuerbaren Energieträgern gedeckt. Das Energiekonzept und vor allem die völlig neuen Fassadenelemente, die eine Art Neuinterpretation der klassischen Kastenfenster darstellen, wurden maßgeblich von Kaufmann|Partner in Zusammenarbeit mit der Industrie entwickelt.
Das Energiekonzept
300 Tonnen CO2-Emissionen werden mit dem integrierten Energiekonzept des Power-Tower pro Jahr eingespart, der damit einen aktiven und nachhaltigen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Das Energiekonzept besteht aus drei Teilen: der Gebäudehülle, der Haustechnik und der Energieaufbringung.
Die Gebäudehülle
Die multifunktionale Fassadenkonstruktion besteht zu 60 % aus Glas und zu 40 % aus hochisolierenden Materialien. Dadurch wird ein niedriger Heiz- und Kühlbedarf durch die Reduktion des solaren Wärmeeintrags erreicht, sodass das Gebäude vollkommen ohne energieaufwendige Klimaanlage auskommt. Gleichzeitig bietet die Glasfassade optimale Durchlässigkeit für Tageslicht, was wiederum den Kunstlichteinsatz im Gebäudeinneren minimiert. Die Fassade ist eine dreilagige Konstruktion, in die ein völlig neuartiges Sonnenschutzsystem integriert ist. Innovative Jalousien lassen auch bei maximaler Sonnenschutzwirkung Tageslicht ins Innere der Räume und ermöglichen stets einen Blick nach außen.
Die Haustechnik
Obwohl die Haustechnik im Power Tower für ein gesundes und angenehmes Raumklima sorgen wird, ist der Energiebedarf für Heizung und Kühlung auf ein Minimum reduziert. Die gesamte Haustechnik verbraucht nur halb soviel Energie wie vergleichbare Anlagen bei gleicher Gebäudegröße. Sie wartet mit Besonderheiten auf, die es bis dato in dieser Gesamtkonzeption noch nicht gab. Abgehängte Kühldecken mit Strahlungswirkung ohne Umluft und individuell regelbare Heizkörper mit hohem Strahlungsanteil sowie Frischluftversorgung durch kontrollierte Be- und Entlüftung sorgen mit nicht spürbarem 1,5 fachen Luftwechsel für ein gutes Arbeitsklima im Power Tower.
Die Energieaufbringung
Das Novum bei der Energieaufbringung des Power Towers liegt vor allem in der Kombination von approbierten und erstmals eingesetzten Technologien. Heizung, Kühlung und Lüftung des Bürogebäudes werden über eine kombinierte Wärmepumpenanlage erfolgen. Genutzt werden dabei Erde, Wasser und Sonne.
Erdwärme deckt den Grundenergiebedarf des Power Towers ab. Für die Heizung und Kühlung wird dafür die Energie mit Tiefsonden aus der Erde gezogen. Das Besondere daran ist, dass die im Sommer während des Kühlbetriebes anfallende Wärme ins Erdreich zurück gepumpt und im Winter während der Heizperiode die natürliche Speicherkapazität des Bodens zum Heizen genutzt wird. Besonders in den Übergangszeiten ermöglicht dieses System eine effiziente Energieausbeute.
Parallel dazu wird Energie aus dem Grundwasser über zwei Förderbrunnen gezogen. Dieses Kühlwasser wird vor allem für das Rechenzentrum und die Frischluftversorgung verwendet.
Das Sonnenkraftwerk an der Südwestseite des Gebäudes bedeckt fast die gesamte Fassade – vom ersten Stock bis unter das Dach. Ausgespart sind lediglich die Treppenhäuser der Fluchtwege. Mit rund 700 m2 Fläche ist dieses Sonnenkraftwerk eine der größten Photovoltaikanlagen Österreichs. Die Anlage produziert 42.000 KWh Strom pro Jahr und liefert einen maßgeblichen Anteil an der Stromversorgung des Bürobetriebs.