Rehaklinik Enns

Bauherr: VAMED

Ort: Enns


Zeitraum: 2013 - 2015

Leistungen: Planung

PROJEKTDATEN:

Partner in charge: Mathias Haas, Wolfgang Kaufmann
Team: Bernhard Wallot, Mathias Berlesreiter, Andreas Justl

Nutzfläche: 9.850 m2
BGF: 10.600 m3
Planungsbeginn: 05/2013
Baubeginn: 11/2013
Fertigstellung: 06/2015

Freiraumplanung: Land in Sicht
Schaubilder: Kaufmann|Partner
Fotos: Werner Leutner, Anna Kirchweger, Julia Koppler
Text: Mathias Haas
 

Am Areal des ehemaligen Krankenhauses Enns entsteht eine Rehabilitationsklinik für Patienten mit neurologischen und pneumologischen Erkrankungen. Zudem ist eine Station mit Langzeitbeatmungsbetten integriert, insgesamt stehen 126 Patientenbetten zur Verfügung.

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Alt und Neu - Bestand und Neubau

Untersuchungen zu Projektbeginn ergeben, dass eine Umnutzung des ehemaligen Krankenhauses mit erheblichen funktionalen Defiziten (und mit erhöhten wirtschaftlichen Risiko) verbunden wäre, eine Umnutzung insofern der Realisation einer zeitgemäßen und innovativen Reha-Einrichtung widerspräche. 

Sinnvoll erscheint die Symbiose zwischen Alt und Neu: 

Der historische Altbestand entlang der Stadlgasse wird erhalten und mit einem nordseitig anschließenden Neubau ergänzt. Dieser winkelförmige 4-geschoßige Neubau ist vom Bahnhofsweg zurückversetzt (was die Proportion des Straßenraums verbessert) und bildet zusammen mit dem historischen Altbestand im Westen einen dreiseitig umschlossenen und ruhigen, emissionsgeschützten Innenhof (Patientengarten).

Der Hauptzugang ins Reha-Zentrum erfolgt entlang des Bahnhofweges im Nordosten mit PKW-Vorfahrt und markantem Vordach für witterungsgeschützten Zugang. Ergänzend zum bestehenden Parkplatz östlich des Bahnhofweges (60PKW) werden entlang des Bahnhofweges weitere Stellplätze angeordnet. 

Mitarbeiter betreten das Objekt im Verbindungsbaukörper zwischen Alt- und Neubau, von wo die Arbeitsplätze bzw. Personalräume auf kurzem Wege erreicht werden.

Die abgesenkte An- / Ablieferungszone im Untergeschoß des nördlichen Schenkels wird über eine Rampe im Nordosten der Liegenschaft an den Bahnhofsweg angebunden.

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Interne Organisation

Die innere Erschließung des Gebäudes erfolgt über die zentrale Eingangshalle mit Rezeption, Cafeteria und Wartebereich. Über das zentrale Stiegenhaus mit Aufzugsanlage werden im Weiteren die Pflegestationen in den drei Obergeschossen erschlossen.

Direkt von der Eingangshalle sind im Erdgeschoß des südlichen Schenkel der Therapiebereich sowie im nördlichen Schenkel der Mitarbeiter- und Patientenspeisebereich angebunden. Zudem ist über das Treppenhaus direkter Zugang zum Innenhofgarten gewährleistet.

Im Untergeschoß befinden sich im südlichen Schenkel Therapiebereiche inkl. Therapiebecken, die über einen großzügigen Lichtgraben mit Tageslicht versorgt werden.

Im verbleibenden Teil des Untergeschosses finden neben der An- und Ablieferungszone Teile der Küchenlogistik sowie erforderliche Technikflächen Platz (Notstrom, ELT-Verteilung, Klima- und Lüftungszentralen, Bädertechnik).

Die Patientenzimmer der drei Obergeschoße (jeweils ca. 40 Betten pro Etage) sind zweihüftig mit Mittelgang in den Schenkeln des Baukörpers organisiert, der jeweilige Stationsstützpunkt mit Nebenfunktionen ist zentral um den vertikalen Erschließungskern gruppiert. Die im 1. Obergeschoß untergebrachte pflegeintensivere Bettenstation wird durch eine integrierte Station für Langzeitbeatmungspatienten ergänzt. 

Der historische Altbestand entlang der Stadlgasse wird erdgeschossig und im Kellergeschoß direkt an den Neubau angebunden. Neben Therapieräumen im Erdgeschoß, Personalräumen im Untergeschoß und Verwaltungsräumlichkeiten in den Obergeschossen bleibt die bestehende Kapelle ebenso erhalten wie das großformatige Wandmosaik im neugeschaffenen Patientenaufenthaltsbereich zwischen Neu- und Altbau.

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Patientenzimmer

Sämtliche Zimmer sind rollstuhlgerecht bzw. entsprechend B1600 / B1601konzipiert. Im Eingangsbereich steht eine offene Garderobe mit Spiegel sowie anschließender Schrank- und Schreibtischzeile zur Verfügung. 

Die Zimmer öffnen sich stirnseitig mittels großflächiger Verglasung zum Außenraum und den vorgelagerten großzügigen Loggien 

Die Sanitärzelle ist mit bodenbündigem Duschbereich ausgestattet, die Abtrennung zum Eingangsbereich erfolgt mittels Schiebetür. Fußbodenheizung, außenliegender Sonnenschutz (Jalousien elektrisch – zusätzlich zum konstruktiven Sonnenschutz der Loggien) und öffenbare Fensterflügel ermöglichen ein hohes Maß an individueller Behaglichkeit.

Nischen beim Zimmereingang strukturieren die Flurwand des Erschließungsgangs und bilden adäquate Zimmerzugänge.

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Innenhof - Patientengarten

Die Parkanlage im Innenhof stellt einen integralen Bestandteil des Reha-Zentrums dar – sowohl als atmosphärisches Ruheelement im innerstädtischen Gefüge als auch in seiner Funktion als Therapiegarten für die Patienten. 

Konzeptionell spielt die Außenraumgestaltung mit der Spannung zwischen einem (entlang der Gebäude) streng orthogonal organisierten Wegesystem und einem Richtung Westen hin organisch freigeformten Rundweg mit landschaftlich geprägtem Gartenteil. Ergänzend dazu wird der Arkadengang des historischen Altbaus ebenso miteingebunden wie der ehemalige Hubschrauberlandeplatz (mit ergänzenden Pergolen und Sitzgelegenheiten ergänzt zum Aufenthaltsbereich).

Therapeutische Komponenten wie zB. Parcours, Barfußwege etc. sind Teil des gestalterischen Gesamtkonzeptes, differenzierte Bepflanzungsgruppen (Duftgarten, Schattengarten, Kiesgarten, Hochbeete oder Ziergraszonen) machen den Verlauf der Jahreszeiten ablesbar. 

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Farb- und Materialkonzept

Die Fassaden des Neubaukörpers sind durch die durchlaufenden Metallstabgeländer der Loggien horizontal strukturiert, die olivgrüne Putzoberfläche des Hauptbaukörpers wird in den zurückspringenden Bereichen mit Weißtönen (Erdgeschoßzone, Loggentrennwände) bzw. dunklem Anthrazit (Fenster- und Portalkonstruktionen) kontrastiert. Die Fassaden im Bereich Haupteingang bzw. Zugang Innenhof sind mit hellem Naturstein verkleidet, fungieren somit als gestalterisches „Gelenk“ zwischen den beiden Schenkeln des Neubaukörpers.

Der historische Bestand wird lediglich von unstimmigen Applikationen bereinigt, die farblich dunkle Gestaltung des erdgeschossigen Verbindungsbaukörpers verstärkt den Dialog zwischen Alt und Neu.  

Im Innenbereich werden zum Teil kräftige Farben verwendet - angemessen dosiert und gezielt eingesetzt, ergibt sich in Kombination mit den gewählten Materialen ein angenehmes Ambiente. Farbliche Differenzierungen und ein darauf abgestimmtes Leitsystem erleichtern auch die Orientierung im Haus.

Ein auf die Stadt Enns und die nähere Umgebung Bezug nehmendes Kunstkonzept (Bilder, Fotographien) komplettiert den gesamtheitlichen Gestaltungsanspruch und lässt das Reha-Zentrum Enns als stimmiges Ganzes in Erscheinung treten.