Bauherr: Realtreuhand Projekt- und Bauträger GmbH
Ort: Linz
Zeitraum: 2018 - 2019
Leistungen: Planung
PROJEKTDATEN:
Partner in charge: Mathias Haas
Team: Andreas Kastenhuber, Johann Schmid, Andreas Justl
Nutzfläche (oberirdisch): 28.840m2
BGF (oberirdisch): 30.068m2
Arbeitsplätze: 1.023
Tiefgarage: 532 PKW
Wettbewerb: 09/2018-01/2019
Freiraumplanung: Land in Sicht
Statik: Schindelar ZT GmbH
Schaubilder: OLN
Modell: Manfred Freudenthaler
Text: Mathias Haas
Die neue RLB Konzernzentrale wird bewusst im westlichen Bereich des Baufeldes positioniert. Durch eine nur knapp 50%ige Bebauung des Grundstückes entsteht gemeinsam mit den Maßnahmen am Stammhaus und dessen Umfeld eine völlig neue Platzsituation für die RLB, vor allem aber auch für die Stadt und die Stadtbenutzer. Rund 11.000m² neue urbane Platzfläche bilden die Basis und bieten Raum für ein aktives Campusleben am neuen Europaplatz.
Städtebau
Die Konzernzentrale basiert auf der klassischen Typologie Podium. Diese Typologie aus horizontal und vertikal ist bereits jetzt am RLB-Campus durch das Stammhaus und den Blumautower ablesbar. Die Turmstruktur über dem nördlichen Teil des (2-geschossigen) Sockels bildet ein klares städtebauliches Zeichen als Endpunkt der Goethestraße. Durch diese Konfiguration kann nicht nur eine harmonische Ensemblewirkung mit dem Blumautower und dem Stammhaus, sondern auch eine klare Verbesserung der Anwohner im Westen hinsichtlich Ausblickes und Belichtung geschaffen werden. Die vertikale Turmstruktur ist in drei gestaffelte kubische Elemente, sogenannte „Blox“, gegliedert. Diese Gliederung und unterschiedliche Proportionierung bietet für die Außenwahrnehmung ein abwechslungsreiches elegantes Erscheinungsbild von allen Seiten und bewahrt die Maßstäblichkeit.
Architektur
Die neue RLB-Konzernzentrale ist transparent und offen in seiner Kommunikation mit der Stadt und dem direkten Umfeld. Sie vermittelt solide Stabilität gepaart mit selbstbewusstem Auftritt und Blick in die Zukunft.
Im Sockelbereich fließt der öffentliche Raum über große Glasfronten an den Nord-, Ost- und Südseiten in das Gebäude, der zweischaligen Glasfassade des Turms wird durch integrierte vertikale Lisenenelemente Eleganz und optische Leichtigkeit verliehen. Ein warmer Farbton zwischen Messing und Bronze für die Aluminiumteile vermittelt Wertigkeit und Eleganz. Die Doppelfassade der Bürogeschosse bietet eine Vielzahl an Vorteilen, ua. öffenbare Fenster in großen Höhen, außenliegenden und effizienten Sonnenschutz, große Transparenz und eine thermische Pufferzone. Zusätzlich wird die Tiefe der Doppelfassade genutzt, um die Prallscheiben in unterschiedliche Ebenen zu setzen. So entsteht eine Fassade mit echter Tiefenwirkung und Plastizität. Eine Verbesserung der Luftströmungen durch die Versetzungen ist ein willkommener Nebeneffekt. Die Fassade des Podiums nimmt mit den, entsprechend der dahinterliegenden Funktionen, unterschiedlich dicht angeordneten vertikalen Elemente die Sprache des Turmes auf.
Das Podium oder der kommunikative Sockel
Vor der neuen RLB Zentrale spannt sich der neue Europaplatz auf. Dieser Platz ist als ein urbaner Möglichkeitsraum für die RLB und die Stadt zu sehen. Unterschiedlichste Programmierungen und Nutzung über die gesamte Saison hinweg sind möglich. Maibaumaufstellen im Frühling, Open-Air Konzertplatz mit City-Beach im Sommer, Sturm und Maroni Feier im Herbst und Eislaufplatz im Winter.
Der Platz bietet genügend Fläche für eine angemessene Vorfahrssituation und eine großzügige zentral gelegene Eingangssequenz in die neue RLB Zentrale. Das Sockelgebäude beherbergt im EG die Sonderfunktionen mit direktem Bezug zur Öffentlichkeit. Im 1 Obergeschoss befinden sich die Zugänge zu Mitarbeiterrestaurants, dem Veranstaltungs- und Konferenzzentrum und Kundenberatungsbereichen. Beide Ebenen sind räumlich und visuell über Atrien und Lufträume miteinander verwoben. Die Dachebene des Sockels wird als Restaurant mit großzügigen und exklusiv für Mitarbeiter zugänglichen Freiflächen aktiviert. Prinzipiell ermöglicht die räumliche Konzeption der Sockelzone eine unkomplizierte Anpassung an sich ändernde Erfordernisse – nicht nur an die geforderten Szenarien innovativ – traditionell – visionär.
Die Struktur des Bürohauses basiert auf der einfachen Schichtung von „Büro-Gang-Mittelzone-Gang-Büro“. Dieses System bietet über die Geschosse hinweg und durch die Verzahnung der Baukörper eine Vielzahl an unterschiedlichen (auf einer Ebene) zusammenhängenden Büroflächen sowie Grundrisstypologien.
Die vertikale Bürolandschaft
Von der Außenkontur können vier Hauptgrundrissarten unterschieden werden. Mittelgangzonen und normalerweise tief im Gebäude liegende Bereiche werden teilweise geöffnet und mit Treppen verbunden. So entsteht eine vertikale Bürolandschaft im Inneren des Gebäudes. Vernetzung und direkte Kommunikation wird gefördert und gestärkt. Andere Bereiche in den Mittelzonen bieten genügend Raum für konzentriertes und ruhiges Arbeiten ohne Ablenkung. Die Kombination bietet die ideale Basis für einen ausgewogenen Mix aus „formal-office“ und „informal-office“. Bei aller Varianz und Vielfältigkeit der Büroflächen, sind diese optimal tagesbelichtet und gewährleisten höchste Behaglichkeit.
Die Vorstandsebene befindet sich in den obersten Turmgeschossen mit einer exklusiv zugeordneten Dachterrasse.
Die beiden Dachflächen auf den kleineren „Blox“ bieten hochqualitative Außenräume für die Sondernutzungen Fitness und Dachrestaurant.
Neben internen Verbindungen stehen ausreichend Aufzüge und 3 dezentrale Fluchtstiegen zur Verfügung, welche ein hohes Maß an Sicherheit gewährleisten. Bei den Aufzugsfoyers wurde besonderer Wert auf direkten visuellen Bezug zur Außenwelt und zum umgebenden Stadtaußenraum gelegt.
Durch die klaren funktionalen Trennungen kann auch in einem Nachnutzungsszenario davon ausgegangen werden, dass die Büroflächen gut verwertet und genutzt werden können.
Verkehrstechnisch wird das Gebäude an der Westseite erschlossen. Sowohl Abfahrt zur Tiefgarage als auch Ladebereich befinden sich in unmittelbarer Nähe des Haupterschließungskerns und lassen gewährleisten kurze und übersichtliche Wege für Kunden und Mitarbeiter.
Neue Stadtteilachse Europaplatz - Südbahnmarkt
Linz, Europaplatz 1a – klingt großstädtisch. Einziger Haken: es findet sich dort kein PLATZ!
Der Neubau der RLB Konzernzentrale sowie die Restrukturierung des umliegenden Areals bieten die einmalige Chance, nicht nur den Linzer EUROPAPLATZ, sondern darüber hinaus ein neues attraktives Linzer STADTTEILZENTRUM zu schaffen.
Die Positionierung der neuen Konzernzentrale im westlichen Bereich des Baufeldes schafft neben einem angemessenen Entree für die neue Zentrale vor allem aber den öffentlichen EUROPAPLATZ.
Andererseits wird durch das „Aushöhlen“ des Stammhauses der Südbahnmarkt öffentlich angebunden.
Der neue Europaplatz und der Südbahnmarkt werden dadurch über die öffentliche Passage des BIO-HUB (vormals Stammhaus) miteinander verbunden und bilden das neue attraktive Stadtteilzentrum. NEW URBANISM am Campus ´25.
Aus dem Stammhaus wird BIO-HUB
Ein urbaner öffentlicher Platz, der auch den derzeitigen Innenhof der Bank mit integriert. Dieser Platz ist das verbindende Element des CAMPUS 25, die vom Platz umspülten Erdgeschoßbereiche des Gebäudes Goethestraße 63 werden für öffentliche Funktionen (Gastronomie / Reisebüro) adaptiert, von diesem Platz aus werden kompakt die neue Konzernzentrale, das RLB Forum, die Privatbank, der neue Wohnturm, Passage des Bio-Hub und das zu einem Hotspot für Kunst und Kultur umfunktionierte Schallerhaus erschlossen.
Der Baumbestand zur Blumauerstraße hin erhält einen angemessenen Freiraum und wird integraler Bestandteil des Platzes, Blumau-Tower und ORF schließen den Platz visuell in Richtung Süden. NEW CENTER am Campus ´25.
Das teilweise Freilegen der Erdgeschoßzone des Stammhauses eröffnet neben der städtischen Verbindung Europaplatz – Südbahnmarkt einen zentralen Innenraum im Bauch des Stammhauses, eine neue „Erschließungshöhle“ im Bio-Hub. Bio-Hub, so könnte die Restrukturierung des Stammhauses heißen: ein multifunktionales Gebäude, welches Vorhandenes (Markt, Ernährung, Bürostandort) mit Zukunftsträchtigen (Ernährungswissenschaft, Urban-Farm-Shop, Start-up, Co-Working, neue Formen von Lernen und Wissensvermittlung) verbindet. An einem Ort, in einer baulichen Struktur.
Ergänzend zum Südbahnmarkt Einkaufen im Urban-Farm-Shop, Espresso und veganer Snack in der Start-up Lounge, Co-Working- und Research Flächen in den unteren Ebenen, klassischer Office-Bereich in den oberen Ebenen, Education-Areas und ein Ort für neue Formen der Ausbildung für innovative Unternehmen abgeschlossen durch die gläserne „Bio-Sphere“, dem Veranstaltungs- und Projektraum mit Blick über den neuen Campus 25. NEW LEARNING & WORKING am Campus ´25.
Es liegt auf der Hand, im Innenhof des Europaplatzes städtebaulich zu verdichten. Wo ein neues hochwertiges Arbeits- und Lebensumfeld entsteht, will auch gewohnt werden. Der schlanke Wohnturm ist stadtmorphologisch das schlüssige Verbindungsglied der Abfolge Blumau-Tower, neue Konzernzentrale und Bio-Hub / Stammhaus.
Der Sockel entwickelt sich aus der Erdgeschoßzone der Bio-Hub-Passage und beinhaltet neben einem entsprechenden Zugangsfoyer zu den Wohnungen auch Möglichkeitsräume für wohngemeinschaftliche Strukturen (Boardinghouse, Apartments) in den unteren Ebenen des Turmes. Die darüberliegenden Geschoße bilden hochwertige Wohnungen mit umlaufenden Freibereichen. NEW LIVING am Campus ´25.