Bauherr: Mag. D. Kaar
Ort: Linz
Zeitraum: 2004 - 2006
Leistungen: Planung , Baumanagement , PS / BK
PROJEKTDATEN:
Fotos: Dietmar Tollerian
Text: Norbert Tomasi
Architektur: Mathias Haas (factoryDA)
Stadtgrundstücke sind im Allgemeinen keine besonders lauschigen Orte, noch dazu, wenn sie in unmittelbarer Nähe einer viel befahrenen Straße liegen. Anders ist das in Innenhoflagen, wie bei der Wohnanlage Hagenstraße. Wenn dann noch viel Grün in das architektonische Konzept einfließt, dann entstehen Wohnoasen mit hoher Lebensqualität.
Wohnoase mitten im Lärm der Stadt
Die Wohnanlage Hagenstraße befindet sich in Linz-Urfahr in Innenhoflage zwischen Rudolfstraße und Hagenstraße. Durch die Innenhoflage ist es trotz der sehr befahrenen Rudolfstraße sehr ruhig.
Der Bauherr bewohnte mit seiner Mutter ein bestehendes Haus und wollte durch einen Neubau nicht nur modernen Wohnraum für sich und seine Mutter schaffen, sondern durch eine optimale Ausnützung des Grundstücks zusätzlichen Wohnraum am freien Markt anbieten.
Städtebauliche Situation
Der Bebauungsplan in diesem Viertel war bezüglich der Wünsche des Bauherrn sehr einschränkend, insofern holt der Entwurf das Maximum der bebaubaren Möglichkeiten heraus. Neben dem Gebäude sollte noch eine Tiefgarage entstehen, die nicht nur den Bedarf der sieben neu geschaffenen Wohnungen abdeckt, sondern zusätzliche Stellplätze für die Bewohner der umliegenden und bis dato mit Parkplätzen unterversorgten Gebäude bietet.
Das bauliche Konzept setzt sich aus zwei bestimmenden Baukörperformen zusammen: einer L-förmigen zweigeschossigen mit ausgebautem Dachgeschoß und einer dreiecksförmigen eingeschossigen mit zurückgesetztem Obergeschoß. Zwar sah der Bebauungsplan für diesen zweiten Teil auch die Möglichkeit eines Giebeldaches vor, doch aufgrund der ungünstigen Geometrie der Grundfläche wäre damit die Belichtung der Wohnräume unmöglich gewesen. In der jetzigen Ausführung erhält das zurückgesetzte Dachgeschoß großflächig umlaufende Balkonflächen und das ausgebaute Dachgeschoß des L-förmigen Baukörpers eine wunderbare Dachterrasse.
Die Architektur
Zentraler Ausgangpunkt der architektonischen Überlegungen von Mathias Haas war, in der wildromantischen Innenhofsituation mit viel Grün ein nicht offensichtlich neu anmutendes Gebäude zu errichten, sondern das Haus so wirken zu lassen, als ob es schon immer dort gestanden hätte - beste „Vintage-Architektur“, wenn man so will. Die Fassade und das gesamte Dach sollen im Laufe der Zeit auch bewachsen werden. Als Rankgerüst bot sich ein vorgesetztes Gitter aus unbehandelten Baustahlgittermatten an - nicht nur ein sehr kostengünstiges Baumaterial, sondern durch die Rostpatina geradezu prädestiniert für „gebrauchte Architektur“.
Um die doch sehr streng wirkende Geometrie der Gebäudekörper zu brechen, erhielten die Öffnungen und Fenster auflockernde Rahmen aus bräunlichen vorgehängten Fassadenplatten, die bündig mit den Stahlgittermatten abschließen. Dies dient vor allem dazu, die Rankpflanzen von den Fenstern und Öffnungen abzulenken – und damit nachträglich so wenig wie möglich in das natürliche Wachstum der Pflanzen eingreifen zu müssen. Die hinter dem Rankgerüst liegende Vollwärmeschutzfassade ist auf den Braunton der Baustahlgitter abgestimmt, was dem Gebäude eine angenehm warme Ausstrahlung verleiht.
Der Bauherr selbst bezeichnet das Projekt als „Villa Verde” und dank dem raschen Wachstum der Rankpflanzen kommt das Gebäude diesem Bild immer näher. Wenn in der nächsten Ausbaustufe auch noch der gemeinschaftliche Pool realisiert wird, dann erhält die Hagenstraße eine vollkommene Oase mitten im Lärm der Stadt.